20.10.2023 Gruppenprobe: "Gefahrgutunfall"
Vielleicht ist es besser, sich nicht permanent darüber Gedanken zu machen, was auf der Schiene, der Straße und zu Wasser täglich an Stoffen und Substanzen transportiert wird. Dies geschieht leider nicht nur durch autorisierte Firmen und geschultes Personal, sondern auch in Privatfahrzeugen - leider oft schlecht gesichert und vor allem nicht gekennzeichnet. Bei einem Unfall entstehen auf diese Weise erhebliche Gefahren für Mensch, Umwelt oder
Sachwerte (Schadensfall) durch möglicherweise austretende Stoffe, bzw. deren Reaktionen mit Luft, Wasser, Wärme oder untereinander. Selbst kleinste Mengen z.B. radioaktiver Stoffe bringen einen sehr hohen Aufwand mit sich, um sie sicher zu bergen und sachgerecht zu entsorgen.
Die Übungsannahme lautet: ein Kleinbus verunglückt aus unbekannter Ursache an der Auffahrt zur Kläranlage Iffezheim. Die Feuerwehr wird von einem Passanten verständigt, der sich zum Fahrzeug begibt, um Erste Hilfe zu leisten. Von der Ladefläche tropft eine unbekannte Substanz. Der Fahrer ist bewusstlos.
Beim Eintreffen der Feuerwehr wird durch den Einsatzleiter sofort eine großräumige Absperrung vorgenommen und ein Sicherheitsbereich eingerichtet. Hierbei wird auch auf die Windrichtung geachtet, um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden (sollte der Stoff ausgasen).
Ein Trupp wird unter Atemschutz zur Menschenrettung ans Fahrzeug geschickt. Zum Glück scheint der Fahrer nicht in Kontakt mit der Flüssigkeit gekommen zu sein. Zeitgleich wird durch die übrigen Trupps für Beleuchtung gesorgt, ein dreifacher Brandschutz gewährleistet sowie ein Notdekontaminationsbereich eingerichtet. Sowohl Passant als auch Fahrer werden nochmals auf Kontakt mit dem Gefahrstoff untersucht, um im Zweifel dekontaminiert werden zu können: je nach Möglichkeit z.B. durch Entfernen verschmutzter Kleidung oder Reinigung mit Wasser. Ziel ist es, eine weitere Verschleppung und damit weitere Schäden und Gefährdungen unbedingt zu vermeiden. Das gleiche geschieht mit den Einsatzkräften, die unmittelbar am Fahrzeug waren. Die Trennung in einen Schwarz- und einen Weißbereich (Gefahr- und Sicherheitsbereich) ist unerlässlich. Bis zum Eintreffen des Notarztes wird der
Fahrer, der das Bewusstsein wieder erlangt hat, durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr betreut.
In der Zwischenzeit hat die Einsatzleitung den Fachberater Chemie, sowie den Gefahrgutzug angefordert, um die weitere Abklärung und Bergung der Substanz mit entsprechenden Sondereinsatzmitteln, z.B. CSA-Anzug zu übernehmen, da keine Papiere und Hinweise auf den Stoff gefunden wurden. Die Übung konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Danke allen Einsatzkräften, sowie den an der Vorbereitung und Durchführung der Übung Beteiligten. Übrigens: Der besagte Kleinbus - so sagt man - war schon häufiger in solche "Unfälle" verwickelt - glücklicherweise immer nur zu Übungszwecken!
Anmerkung: Gefahrgutstoffe werden durch entsprechende Hinweise (Tafeln) gekennzeichnet. Diese sieht man insbesondere bei LKWs oder an Güterwagons der Bahn immer wieder. Wer als Ersthelfer zu einem Unfall kommt, der kann auf diese Weise erkennen, ob eine zusätzliche Gefahr besteht und sollte dies der Leitstelle unbedingt melden. Es genügt dabei zunächst eine Beschreibung der Tafel (Piktogramme/Farbe) oder eine Weitergabe der Zahlen/Nummern. Auf diese Weise kann die Leitstelle von Beginn an die entsprechenden Einsatzkräfte alarmieren bzw. die Ersthelfer instruieren. Leider wird insbesondere bei Privattransporten oft leichtfertig auf eine Kennzeichnung verzichtet, so dass bei Unfällen unnötige Zusatzgefahren entstehen. Sie möchten mehr erfahren? Die App "Gefahrgut-Helfer" bietet kostenfrei alle Informationen, um die entsprechenden Warnhinweise zu verstehen.